Das Institut, heute der Bereich Siedlungswasserwirtschaft ist aus demjenigen für „Städtischen Ingenieurbau“ im Jahre 1962 hervorgegangen und wurde als solches mit einem Erlass des Kultusministeriums Baden-Württembergs am 17.05.1967 eingerichtet. Der gleichnamige Lehrstuhl und damit auch die Stelle des Institutsdirektors wurden am 01.09.1969 erstmalig besetzt.
Siedlungswasserwirtschaft oder auch Gesundheitsingenieurwesen, Wassergütewirtschaft - Benennungen, wie sie vergleichbare Institute an anderen Universitäten tragen -, ist als akademische Disziplin vergleichsweise jung. Man kann ihren Anfang entweder an der Einrichtung von zwei Instituten in Deutschland mit ähnlichem Namen unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges festmachen oder auch an der Erscheinung des ersten im engeren Sinne umfassenden Lehrbuches von Gordon M. Fair von der Harvard Universität, das im Jahre 1954 erschienen ist. Bis dahin wurden die Fragen des urbanen und industriellen Wasserbaus und des Ressourcenmanagements vom städtischen Tiefbauingenieur wahrgenommen, der vor allem über die Aufgabe der Wasserversorgung und der Stadtentwässerung, also vorwiegend den Bau unterirdischer Leitungen, zu diesem Pflichtenkatalog kam.
In der Lehre ist dieser Bereich für die Einführung aller Bauingenieurstudierenden in die Fragen der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung, des Gewässerschutzes und - bis zur Besetzung des Lehrstuhls für Abfallwirtschaft im Jahre 1990 - auch für Abfalltechnik und Abfallwirtschaft verantwortlich. Die Vorlesungen und auch das Angebot an Diplom- und Masterarbeiten werden in großem Maße auch von Studierenden des Chemieingenieurwesens und der Fachrichtungen Biologie und Chemie - und nach Aufnahme der Studiengänge Geoökologie und Resources Engineering auch von diesen - genutzt.
In der Forschung hat die Siedlungswasserwirtschaft in Karlsruhe von allem Anfang an eine Entwicklung genommen, die sich von heute aus gesehen als sehr zukunftsweisend darstellt. Die von uns bearbeiteten Fragestellungen können wie folgt beschrieben werden
nicht nur auf Kanalabschnitt und Kläranlage beschränkt, sondern das gesamte Einzugsgebiet betrachtend
nicht nur biologische (später häufig auch als biochemisch bezeichnete) Verfahren, sondern deren Kombination mit physiko-chemischen Prozessen – und
nicht nur technische und naturwissenschaftliche Aspekte aufgreifend, sondern auch Kosten-Nutzen-Gesichtspunkte und, gekoppelt mit solchen Bewertungsfragen, auch systemanalytische und Optimierungsverfahren in die Aufgabenlösung miteinbeziehend.
Die folgende Liste abteilungsbezogener Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mag dies illustrieren. Dabei ist anzumerken, dass der gesamte Bereich schon sehr früh einen Teil seiner Ausbildung, vor allem aber auch seiner Forschungsarbeiten, den Problemen der Dritten Welt zuwandte.